Auch die fünfte Folge der achten Staffel von Game of Thrones wartet mit der bekannten und beliebten Mischung auf: cineastische Schlachten, beeindruckende Effekte und dramatische Wendungen. Aber reicht das wirklich für eine gute vorletzte Folge? Wie immer folgen Spoiler!
Folge 5: Die Glocken
Keine Frage, die Folge war beeindruckend. In Bezug auf das Storytelling scheiden sich diesmal jedoch die Geister.
Aber fangen wir vorne an. Der Verlust von Missandei und Rhaegal hat Daenerys stark zugesetzt. Tyrion versucht an ihre Vernunft zu appellieren während er ihr von Varys und seinem Verrat berichtet. Natürlich gefällt es ihr reichlich wenig, dass nun so viele Leute von Jons Geheimnis wissen. Tyrion kommt mit einer Warnung davon, Varys hat dagegen weniger Glück und wird durch Drachenfeuer hingerichtet. Wir haben nicht vergessen, dass zu seiner Zeit auch ihr wahnsinniger Vater seinen engsten Berater aus einem ähnlichen Grund exekutieren ließ.
Daenerys wälzt die Schuld an seinem Tod auf Sansa ab. Dadurch, dass sie Jons Geheimnis weitergegeben hat, ist es bei Varys und den anderen angekommen. Dabei impliziert sie natürlich auch Jons eigene Schuld. Seine Ablehnung ihrer Avancen bestätigen sie darin, dass es in Westeros keine Liebe für sie gibt. Es bleibt ihr nur die Angst.
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Zunächst scheint sie, trotz ihres sich weiter verschlechternden Geisteszustandes, einzusehen, dass eine gnädige Lösung vorzuziehen wäre. Tyrion erklärt, dass die Goldene Armee und die der Lannisters aufgeben sobald sie denken, dass die Schlacht verloren ist. Sobald die Glocken geläutet werden, möchte auch Dany den Angriff beenden und die Kapitulation akzeptieren. Wir sind jetzt schon skeptisch.
Eine der emotionalsten Szenen der Episode folgt mit Tyrions Gespräch mit Jamie, der von Danys Soldaten abgefangen wurde. Er möchte den Gefallen erwidern und löst die Fesseln seines Bruders, mit dem Versprechen, dass Jamie Cersei zur Aufgabe überredet und sie beide mit Davos Hilfe fliehen. Die Brüder liegen sich in den Armen nachdem Tyrion ihm eröffnet, dass er ohne Jamies Hilfe wohl nie seine Kindheit überlebt hätte. Sein Bruder war der einzige, für den er kein Monster war.
Kurz vor der Schlacht ist die Stimmung angespannt. Der Kontrast zur Schlacht von Winterfell ist deutlich. Die Sonne scheint, die fliehenden Menschen und die unruhige musikalische Untermalung unterstreichen, dass es hier nicht mehr um den Kampf Gut gegen Böse oder Leben gegen Tod geht, sondern um Menschen gegen Menschen.
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Mit dem ersten Angriff macht Dany auf Drogon kurzen Prozess mit der eisernen Flotte und den Skorpionen. Wir fragen uns warum es jetzt plötzlich so einfach ist. Noch sind wir jedenfalls auf ihrer Seite und freuen uns, dass Euron sein zuversichtliches Grinsen entgleist.
Um die Übermacht von Daenerys Angriff zu demonstrieren bricht sie mit Drogon von hinten durch das Tor von Königsmund und räumt die Goldene Armee ab als wären es Pappfiguren. Geht auch ein bisschen zu einfach, auch wenn es visuell zweifellos ein Highlight ist.
Auch die Lannisters kämpfen nicht lange als die Armee um Jon, Grauer Wurm und die letzten Dothraki einreitet, während Drogon fleißig die Stadtmauern einreißt.
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Als schließlich die Lannisters ihre Schwerter zu Boden werfen und die Glocken erklingen, atmen wir gemeinsam mit Tyrion auf. Hat der Plan funktioniert? Lässt Daenerys doch Vernunft walten und steht zu ihren Worten, dass Gnade ihre größte Stärke ist?
Nein. Natürlich nicht. Das hier ist Game of Thrones und meist bedeutet es, dass das Schlimmste was passieren könnte auch passiert. Sie gibt ihrer Wut nach und beginnt die Stadt in Drachenfeuer zu tränken, wobei es ihr nunmehr völlig egal ist, ob sie dabei das unschuldige Volk oder die Soldaten tötet, die zuvor ihre Waffen niedergelegt haben. Ist sie jetzt endgültig in die Fußstapfen ihres verrückten Vaters getreten? Es sieht jedenfalls so aus.
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Derweil kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Euron und Jamie. Der Kampf artet schnell in eine Schlammschlacht um Cersei aus, in der Euron Jamie schwer verwundet, bevor dieser ihn schließlich niederstreckt.
Wunderbar symbolisch versenkt Drogons Feuer das Lannister Symbol über dem Thronsaal. Wir fragen uns was mit dem Eisernen Thron passiert, während die Rote Festung langsam aber sicher in ihre Einzelteile zerlegt wird.
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Cersei hat nun endgültig verstanden, dass es nichts mehr zu retten gibt und hört auf Qyburns Ratschlag sich in Sicherheit zu bringen. Nicht, dass es um die Sicherheit in Königsmund derzeit so gut bestellt wäre.
Die Ereignisse gehen Schlag auf Schlag und jetzt erreichen Sandor und Arya die Festung. Er redet ihr ins Gewissen und möchte sie dazu bewegen, den Rückzug anzutreten statt in ihr Verderben zu rennen, um Cersei zu töten. Er rät ihr nicht so zu werden wie er, worauf sie ihm dankt und umkehrt. Sie versucht nun den Unschuldigen zu helfen der Flammenhölle zu entkommen, statt an dem Blutvergießen teilzuhaben.
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Als sich Sandor seinem Bruder stellt, vergisst dieser seine Loyalität Cersei und Qyburn gegenüber. Statt auf seinen Retter zu hören, wirft den Maester aus dem Weg und bricht ihm damit das Genick. Die Szene erinnert schon recht deutlich an Frankensteins Kreatur, der seinen Schöpfer erledigt.
Die Inszenierung ist imposant, die teils zerstörte Treppe führt ins nichts und es ist jetzt schon deutlich, dass keiner der Brüder die Festung lebend verlassen wird. Während Cersei flieht, kommt es zu einem Showdown der Brüder. Tatsächlich ist Gregor bereits eher tot als lebendig und steckt jegliche Angriffe Sandors problemlos weg. Sogar als Sandor im einen Dolch durch den Kopf rammt, scheint es ihn kaum zu stören. Aus Verzweiflung stürzt Sandor seinen Bruder mit sich in das Flammenmeer unter ihnen. Ein sehr poetisches Ende für die beiden.
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Den Horror, den Daenerys mit ihrer Entscheidung ausgelöst hat, bekommen wir nun durch Aryas Perspektive zu spüren. Ihre Versuche Unschuldige zu retten scheitert kläglich, ebenso wie Jons Versuche seine eigenen Soldaten davon abzuhalten das Volk anzugreifen. Hier ist es deutlicher als denn je: Die wirklichen Monster sind die Menschen. Symbolisch fällt nun auch der Glockenturm.
Das Wiedersehen zwischen Cersei und Jamie zeigt ebenfalls eine unerwartete Seite. Sie legen ihre Differenzen beiseite und versuchen gemeinsam durch die Krypta zu entkommen. Von Cerseis überheblicher und bösartiger Art ist nichts mehr zu spüren, es ist deutlich mit wem wir sympathisieren sollen. Schließlich stürzt die Krypta über den beiden ein und es scheint, als wäre dies das Ende der beiden. Aber ist es das wirklich?
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Die Folge schließt ab indem wir Arya bei ihrer Flucht begleiten. Sie hat es nicht geschafft jemanden zu retten, sie steht nur machtlos zwischen den Trümmern der Stadt während Asche auf sie regnet. Wieder bleiben wir symbolisch. Die Asche erinnert an kalten Schnee – der Winter ist in Königsmund angekommen und die Drachenkönigin bringt ebenso den Tod mit sich wie der Nachtkönig.
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Fazit:
Cineastisch war die Folge eine der besten der Serie. Die Inszenierung und Symbolik waren mitreißend und bedrückend zugleich. Was sich schon in der vergangenen Folge abgezeichnet hat, wird hier weitergeführt. So wie die Geschichte geschrieben ist, hat Daenerys kaum eine Wahl als den Verstand zu verlieren. Es fühlt sich irgendwie zu einfach, zu gezwungen an. So gab es kaum unterwartete Ereignisse, abgesehen davon, dass Cersei und Jamie tatsächlich wieder zusammengefunden haben. Positiv kann man aber die Charakterentwicklung der Lannister Geschwister herausstellen. Gerade mit Tyrion, Jamie und sogar Cersei fühlen wir mit. Wir können die letzte Folge kaum mehr erwarten und hoffen, dass sie der Serie ein würdiges Ende gibt.
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