1999, das Jahr der Hexe von Blair. Ein Jahr, in dem Kinowerbung in ein neues Level aufstieg. Ist es echt? Ist denen das wirklich passiert? So realistisch, das muss wahr sein. Das Internet machte einen Hype möglich, wie wir ihn heute wahrscheinlich sofort durchschauen würden. Verstört hat uns der Film im Kino zurückgelassen.
Es fing an mit den Postern
Ich kann mich noch genau daran erinnern, welche Gerüchte sich damals um „The Blair Witch Project“ rankten. Das Internet war in dieser kleinen Stadt noch nicht so sehr verbreitet. Es hatte noch nicht jeder einen PC und die Leitungen waren extrem langsam. Vergesst die Google-Suche. 1999 hat die auch noch nicht so viel gefunden.
Wir zogen uns alle Infos aus Zeitschriften oder der Mundpropaganda um den Film. Ich hab damals schon bei EMP gearbeitet und plötzlich hatten wir diese Vermissten-Poster im Programm. Sie waren so real. Über Monate heizten sich die Gerüchte so stark auf, dass man wirklich denken konnte, dass das alles echt ist. Amerika schien weit entfernt. Ein großes Land mit vielen Wäldern und wieso sollten da ein paar Studenten nicht in die Fänge einer Verrückten geraten sein?
Der 25. November änderte das Kino
Dann kam der Tag der Tage. Der 25. November 1999. Es war kalt. Es fror noch nicht ganz, aber es war früh dunkel und so trafen wir uns in der Stadt, vor unserem einzigen Kino. Die Stimmung war gut. Wir quatschten die ganze Zeit und witzelten rum. Die Jungs machten einen auf dicke Hose und dass das mit Sicherheit nicht so gruselig ist, wie überall erzählt wird. Wir waren aufgeregt, kauften natürlich Popcorn und Getränke. Selbstverständlich saßen wir ganz hinten im Kino und es war kaum was los.
Und dann wurde uns schlecht.
Der Film startete nett uns beschaulich. Eine Gruppe Studenten machte sich auf einen Wald. Sie wollten eine Dokumentation über die Hexe von Blair drehen. Alles mit Handkameras und Camcordern, war das Bild sehr ruckelig, oft auch qualitativ schlecht. Das gehörte alles zum Plan. Zu Anfang interviewten sie ein paar Anwohner, die teilweise Warnungen aussprachen, die die aufgeklärten Studenten aus der Stadt natürlich als Scherz abtaten.
Alles wurde mitgefilmt. Der Fußmarsch in den Wald, das Aufbauen der Zelte, Essen, quatschen und dann kamen die Geräusche. Der Horror begann und urplötzlich war das Kino mucksmäuschenstill. Wo wir uns vorher noch über die schlechte Kameraführung lustig gemacht hatten und einige sagten, dass ihnen davon schlecht wurde, machte niemand mehr einen Ton.
Auftritt der Hexe
Was vorher alles noch irgendwie lustig war, wurde plötzlich in schauspielerischen Glanzleistungen zur Wahrheit. Die Panik, als einer der Begleiter verschwand. Die Angst, als mehr und mehr Holzfiguren, Knochen und Zähne im Wald gefunden und die nächtlichen Geräusche lauter wurden. Studentin Heather zeigte uns die Angst und wir glaubten. Unglaublich realistisch irrte Heather mit einem Camcorder nachts durch die Wälder. Wir sahen nur ihr Gesicht, sie weinte und jeder erinnert an die Szene, als ihr Tränen und Schnodder die Nase runterlaufen. Die pure Panik übertrug sich ins Kino.
Man hörte nur das Atmen der Sitznachbarn. Niemand kaute mehr Popcorn oder zog an seinem Strohhalm. Alle starten gebannt auf die Leinwand. Der Film endete hektisch und man konnte gar nicht richtig erkennen, was passierte. Heather lief allein durch den Wald und stieß auf ein Haus. Im Keller fand sie einen ihren Begleiter, in der Ecke stehend, mit dem Gesicht zur Wand. Wie, wenn man früher scheiße in der Schule gebaut hat. Wirre Geräusche, ihre Kamera fällt runter und man hört nur jemanden wimmern.
Und dann kam der Abspann. Keiner wusste, was gerade genau geschehen war. Der Film hatte uns alle so hart getroffen. So wackelig, so echt, so realistisch. Wir waren alle erprobte Horrorfilm-Gucker, aber das war neu. Wir verließen so gut wie schweigend das Kino, gingen geschlossen zu unseren Autos. Ein Freund von mir fuhr extra einen kleinen Umweg, nur um zu gucken, dass ich auch wohlbehalten zu Hause ankomme. Am nächsten Tag stellten wir fest, dass wir nach dem Einsteigen alle unsere Autos von innen verriegelt hatten um uns sicherer zu fühlen.
Ich hab mich viele Jahre nicht so schlecht und mitgenommen nach einem Film gefühlt. Irgendwann stumpft man tatsächlich ab. „The Blair Witch Project“ hat Werbung für einen Kinofilm maßgeblich revolutioniert. Stückweise wurde Ausschnitte ins Internet geblasen, deren lange Ladezeiten einen noch aufgeregter werden ließen. Die Produktion von angeblich echten Suchmeldungen und das ganze Drumherum. Ein Geniestreich, wie er mir bis heute nicht mehr untergekommen ist.
Wer heute „The Blair Witch Project“ sieht, wird ihn mit Sicherheit nicht mehr so gruselig finden, wie wir damals. Man ist durch das Internet einfach viel zu aufgeklärt und sieht täglich Blut und Leid in den Sozialen Kanälen, trotzdem wird er weiterhin vielen einen üblen Schauer über den Rücken jagen.
„The Blair Witch Project“ wurde nun neu und digital remastered aufgelegt, denn diesen Donnerstag kommt die Fortsetzung „Blair Witch“ in die deutschen Kinos!
Ein Jahr, nachdem die Gruppe im Wald verschwand, wurde ihr Videomaterial gefunden, welches wir als „The Blair Witch Project“ kennen. Heathers Bruder ist sich sicher, dass seine Schwester von der „Blair Witch“ festgehalten wird und macht sich mit ein paar Freunden auf, sie zu retten. Was ihm und seinen Freunden dabei zustößt, seht ihr ab diesem Donnerstag in „Blair Witch“.
Gewinnt Freikarten!
Und dazu haben wir auch eine kleine Verlosung für euch. Gewinnen könnt ihr 2x „The Blair Witch Project“ auf DVD Digital Remasterd und 2×2 Kino-Freikarten. Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar, ob ihr „The Blair Witch Project“ 1999 auch schon im Kino gesehen habt – oder später auf DVD. Teilnahme ab 16 Jahren. Teilnahmeschluss ist der 11.10.2016 um 23:59 Uhr. Die Gewinner werden hier bekannt gegeben. Behaltet also den Beitrag im Auge. Viel Glück!
Der „Blair Witch“ Trailer
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